28.06.2019 heißes Wetter und mit dem Kajak auf dem Dach nach Guxhagen.
Nicht zu verwechseln mit Cuxhafen liegt Guxhagen direkt an der Fulda, und zwar ca. 20 km von Kassel flussaufwärts. Wider aller Ratschläge habe ich mich entschieden, die Fuldatour von Guxhagen nach Hann. Münden, mit dem PE Kajak Eskimo Gattino zu paddeln. Das empfindlichere GfK Kajak musste Zuhause bleiben.
Ein Lob an die Guxhagener, man kann sein Auto direkt auf einem Parkplatz an der Fulda stehen lassen - und zwar gratis. Die Bäume an den Parkplätzen sorgen sogar für prima Schatten.
Da ich alleine aufs Wasser wollte, hat sich die Entscheidung fürs PE-Wildwasserkajak schon beim Einbooten als richtig erwiesen.
Denn mich hat eine Plattform erwartet, über die ich das beladene Boot nur über eine Kante ins Wasser bekommen hätte. Ohne einen zweiten Mann (oder einer Frau:) wäre das dem Seekajak gar nicht gut bekommen.
Die Umgebung begutachtet, fand ich, ca. 30 Meter flussaufwärts, eine Stelle, an der ich das Kajak mit dem Bootswagen über eine flache Böschung ins Wasser slippen konnte.
Allerdings bescherte mir das auf den ersten 50 Meter Grundberührung, da die Fulda an der Stelle extrem flach war. Endlich im Boot sitzend, mit sanften Paddelschlägen und leichter Fließgeschwindigkeit des Flusses, musste ich mich erst einmal das Verhalten des Bootes gewöhnen.
Immerhin hatte ich in dem kleinen Kajak alles Material für eine Zweitagestour incl. Zelt, Kocher und Schlafsack. Ca. 23 Kilometer sollte es von Mittag an bis nach Kassel gehen. Gaaaanz seicht floss die Fulda und nahm das Boot sanft mit. Wer vorwärts kommen möchte, muss paddeln.
Die Sonne brannte unablässig und trieb den Schweiß aus allen Poren. Dafür bekam das Auge viel Grün zu sehen- von Bäumen über Wildkräuter, Brunnenkresse, Brennnesseln und ewig großen Bärklau. So groß hatte ich Bärklau seit meiner Kindheit nicht mehr gesehen. Leider war auch einiges an Springkraut zu sehen, was der heimischen Flora ja enorme Probleme bereitet.
Bis zur Mündung der Eder in die Fulda waren viele Stellen mangels Wasser teils recht flach. Dennoch gab es nur 2-3 Grundberührungen ab der Einbootstelle. Am Flussufer saßen ewig viele Reiher auf Steinen oder Ästen und haben nach leckeren Fischen Ausschau gehalten. Genüsslich dahin paddelnd hatte ich viel Zeit, die Umgebung auf mich wirken zu lassen. So kann die nahe Natur entspannt genossen werden.
Für einen Bodensee-Paddler ist paddeln auf einem Fluß ein völlig anderes Erlebnis. Denn auf dort haben Kajakfahrer eine enorme Weitsicht. Dass ein Otter in der Nähe meines Kajaks am Ufer im Dickicht entlang schwamm, hat mich völlig begeistert. Der Schnauze nach gewiss keine Wasserratte und aufgrund der Größe war es auf keinen Fall ein Bieber. Die kenne ich von der Donau in Regensburg.
Nach 14 km kam dann das erste Wehr "Neue Mühle". Unfahrbar sagt mir die Canua App im Handy. Ich war gespannt, was auf mich zukommt und wie mein erster Transport des Kajaks mit dem Gleiswagen klappt. Kurz vor dem Wehr kam dann die Ausstiegsstelle. Und wieder hat sich gezeigt, dass alleine Ausbooten mit einem GfK Kajak, nur mit Materialverlust zu meistern gewesen wäre.
Hier war glücklicherweise gerade ein Ruderklub aus Kassel am Gange, die mir sofort Hilfe angeboten haben. Mit dem Gleiswagen war das Kajak schnell auf der unteren Seite des Wehrs und konnte mit Hilfe anderer Ruderer wieder zu Wasser gelassen werden. Danke an die Kameraden. Ab dem Wehr hatte ich noch zwei Kilometer zum Campingplatz, die ich gaaaanz entspannt gepaddelt habe. Auch hier weit und breit keine Möglichkeit zu slippen, um das Boot mit dem eigenen Wagen aus dem Wasser zu bekommen. Da kam der Plastiksteg vor dem Campingplatz mehr als gelegen.
Aus verschiedenen Schwimmblöcken zusammengefügt, hatte er an den Verbindungsstücken eine tiefe Kuhle. Die habe ich als Führung genutzt, dass der Eskimo Gattino beim Hochziehen nicht abrutscht oder sogar umkippt. Für ein bepacktes, empfindliches Seekajak wieder eine beinahe unüberwindbare Stelle. Zehn Minuten vor Schließen der Rezeption konnte ich mich am Campingplatz anmelden.
Über Waschbären in Kassel hatte ich ja schon viel gehört. Dass Lebensmittel im dicken Packsack nicht gut genug geschützt sind wusste ich nicht. Prima vom Campingplatz - es gibt große Plastikboxen zum Leihen, um Lebensmittel zuverlässig vor Waschbären zu schützen. Das habe ich auch genutzt. Den Waschbären wollte ich meine Lebensmittel dann doch nicht überlassen.
Schnell das Kajak entladen und das Zelt aufgebaut. Ich wollte unbedingt noch eine Runde um den Bugasee paddeln. Da war der unempfindliche Gattino wieder einfach zu handeln. Ich habe ihn einfach das Fuldaufer hochgezogen und auf der anderen Seite zum Bugasee rutschen lassen. Fast so wild wie Wildwasser!
Am nächsten Tag ging es weiter auf der Fulda. Durch Kassel zu paddeln war ein interessantes Erlebnis. So etwas kenne ich vom Bodensee her nicht.
Neben historischen Gebäuden zeigen sich modernste Häuser mit kompletter Verglasung zur Flussseite hin. Andere Wohngebäude haben riesige Balkone, da der Blick auf den Fluss für tolles Ambiente sorgt.
Dann kam auch unmittelbar die Wehranlage Kassel. Logisch, unfahrbar. Hier habe ich das Kajak prima alleine aus dem Wasser bekommen. Die Rampe an der rechten Seite war seicht mit Wasser überspült. Schnell den Bootswagen unter das Kajak und ab auf die andere Seite des Wehres.
In Höhe des Naturschutzgebietes Kragenhof kam mir ein Party-Hausboot entgegen, auf dem Jugendliche wahrscheinlich ihren Ferienbeginn oder das bestandene Abi gefeiert haben. Auf jeden Fall war ausgelassene Stimmung und laute Musik auf der Partylocation.
Unmittelbar nach dem Steg fand ich ein schattiges Plätzchen für eine kleine Mittagspause.
Nach der Mittagspause kam ich an einer breiten Stelle vorbei, an dessen Seite eine Schwanenfamilie schwamm. In gebührendem Abstand von ca. 10 Meter habe ich diese passiert. Dennoch hat der männliche Schwan eine Kampfstellung eingenommen.
Erfahren vom Bodensee bin ich ruhig weitergepaddelt und habe der Familie keine Beachtung geschenkt. Ca. 200 Meter weiter hat mich erschreckt, dass ich Klatschen von Schwanenfüßen auf dem Wasser und den heftigen, Schwan typischen Flügelschlag hinter mir gehört habe. Luvgierig, wie der Gattino ist, hat er sich bei Paddelstop sofort umgedreht. Der Schwan direkt und schnell auf mich zufliegend, war mir klar, dass das nicht spaßig wird. Ich habe schnell das Paddel aufgerichtet und die andere Hand gehoben um mehr Größe zu zeigen.
Dadurch ist der Schwan ca. fünf Meter vor mir gelandet. Ich habe ihn noch kurz beobachtet, mich ruhig umgedreht und bin davon gepaddelt. Ca. fünf Minuten später hat sich das Schauspiel wiederholt. Wie doof vom Schwan, mittlerweile könnte der restlichen Familie in der Entfernung etwas zustoßen. Also habe ich das gleiche Prozedere wiederholt und bin damit dann auch aus der blöden Situation gekommen.
Wahrscheinlich hat Herrn Schwan das Lila Boote und meine orangefarbene Schwimmweste nicht gepasst.
Die kommende Schleuse Wahnhausenn war dann die erste, die zum slippen mit eigenem Bootswagen ausgerichtet war. Dieses Hindernis lies sich also alleine prima überwinden. Ganz anders dann an der kommenden Schleuse Wilhelmshausen. Hier sagt die App: "rechts Bootsgasse oder umtragen, Bootswagen vorhanden."
Da haben sich allerdings Schelme eine besondere Schikane einfallen lassen. Vor der Bootsgasse versperrten zwei Arbeitsschiffe die Bootsgasse vollständig. Und die Zugänge von beiden Seiten hatten eine Treppe, die überwunden werden musste.
Keine Chance das beladene Kajak alleine vom Bootswagen die Treppe hinunter zu bekommen. Sehr paddlerfreundlich ist das nicht. Also musste der Gattino die Grasböschung neben der Treppe zum Fluss rutschen. Eine leichte Schräge zur Treppe machte diese Aktion noch schwerer.
Schade eigentlich!
Nach einigen Schleifen und schöner Natur, war die 32 km Etappe dieses Tages auch bald vorüber. Nach einer letzten Linksbiegung hat sich auch schon die südlichste Stadt Niedersachsens, Hann. Münden, gezeigt.
Die schönen Fachwerkhäuser dieser historischen Stadt reichen bis zum Fluss und geben ein wirklich imposantes Bild ab. Bei Hann. Münden kommen Werra und Fulda zusammen und bilden die Weser. Die wäre für eine nächste Paddeltour interessant, da auf mindestens 200 km keine Staustufe umtragen werden muss.